Worum handelt es sich bei der Blutgerinnung?
Die Blutgerinnung wird auch als sekundäre Hämostase bezeichnet. Gemeint ist damit ein kompliziertes System, das blutende Wunden, die durch kleinere Verletzungen der Blutgefäße entstehen, wieder verschließt. Dadurch lässt sich der Organismus vor größeren Blutverlusten schützen. Außerdem verhindert das System, dass sich Blutgerinnsel zum falschen Zeitpunkt an der falschen Stelle bilden.
Zu diesem Zweck werden hemmende und aktivierende Blutbestandteile benötigt. Je nach Bedarf sind sie sinnvoll verfügbar. Wird das Blutgerinnungssystem jedoch aus der Balance gebracht, kann dies eine erhöhte Blutungsbereitschaft des Körpers zur Folge haben. Ebenso ist eine gesteigerte Gerinnungsbereitschaft zu Thrombosen oder eine Embolie möglich.
Ablauf und Funktion
Bei der Blutgerinnung handelt es sich um einen komplizierten Vorgang. Ihr Ablauf ähnelt einer Kettenreaktion. Anteil daran haben unterschiedliche Gerinnungsfaktoren wie Vitamin K, Fibrinogen, die Thrombozyten (Blutplättchen) und Kalzium sowie deren Gegenspieler.
Die Gerinnungsfaktoren sind Bluteiweiße beziehungsweise Blutproteine. Im Falle ihrer Aktivierung wandeln sie sich von einem flüssigen zu einem festen Aggregatzustand um. Zum schrittweisen Aktivieren der Gerinnungsfaktoren kommt es nach einer äußeren Verletzung des Gewebes oder durch Schädigungen der inneren Blutgefäßwand. Gleich nach dem Eintritt der Verletzung heften sich die Blutplättchen an die Gewebsränder. Dort bildet sich ein Verschlusspfropf, der auch Schorf genannt wird und die Blutung nach drei bis sechs Minuten zum Stehen bringt. Dieser Zeitraum ist auch als Blutungszeit bekannt.
Aus dem verletzten Gewebe und den Thrombozyten setzen sich Botenstoffe frei, die die Blutgerinnung fördern. Dazu zählen Stresshormone und Phospholipid. Sie bewirken das Verengen der Gefäße und hemmen die Zufuhr an Blut an der verletzten Körperstelle. Durch diesen Vorgang lässt sich dem Blutverlust zusätzlich entgegenwirken.
Unerlässlich für die Blutgerinnung ist etwa das in der Leber gebildete Enzym Thrombin.
Die Blutplättchen
Ausgelöst wird die exogene Blutgerinnung von den Blutplättchen, die sich an der verletzten Stelle ansammeln. Ihr Zusammenwirken mit den abgesonderten Botenstoffen wird als Thrombus oder Blutgerinnsel bezeichnet. Die Thromben, die an dieser Stelle entstehen, sind reich an Thrombozyten und tragen die Bezeichnung „weiße Thromben“.
Aber auch das Aktivieren der Blutplättchen ist für die Entstehung von Blutgerinnseln möglich. Dies kann beispielsweise bei einer zu hohen Konzentration an Blutgerinnungsfaktoren geschehen. Dabei gerät das Blut ins Stocken, ohne dass eine Verletzung besteht. Die Ärzte bezeichnen diesen Vorgang als plasmatische Blutgerinnung. Die roten Thromben, die sich dabei bilden, verfügen über zahlreiche Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Sie verfangen sich in großer Anzahl in den fest gewordenen Gerinnungsfaktoren.
Zweite Phase der Blutgerinnung
Bei der zweiten Phase der sekundären Hämostase handelt es sich um die eigentliche Blutgerinnung. Sie nimmt ungefähr 5 bis 7 Minuten in Anspruch. Dabei bildet sich das fadenförmige Eiweiß Fibrin. Es sorgt für das stabile Vernetzen der Blutplättchen untereinander. Die Wundränder der Verletzung ziehen sich kontinuierlich zusammen, wodurch sich die Wunde fest verschließen kann. In der Regel löst sich die Fibrinolyse schnell wieder auf.
Erhöhte Blutgerinnung
Es gibt auch krankhafte Blutgerinnsel. Sie zeigen sich vor allem in den Arterien, Venen und Herzhöhlen oder Herzklappen. Kommt es zu einem Gerinnsel in der Herzregion oder den Venen, ist von einer Thrombose die Rede. Verantwortlich dafür ist eine Dysbalance der plasmatischen Gerinnung oder eine Störung der Blutplättchenfunktion. Aber auch physikalische Auslöser wie ein zu langsamer Blutfluss sind denkbare Ursachen. Die erhöhte Neigung für Thrombophilien wird im Laufe des Lebens erworben, kann aber auch bereits angeboren sein.
Ursachen
Zu den häufigsten angeborenen Thrombophilien gehören:
- + ein Mangel an Protein C
- + ein Mangel an Protein S
- + eine Faktor-V-Mutation
- + ein erhöhter Faktor-VIII-Spiegel
- + ein Mangel an Antithrombin
- + eine Prothrombin-Mutation
Darüber hinaus gibt es zahlreiche erworbene Thrombophilien wie:
- + eine erhöhte Aktivität von Faktor VIII
- + ein erhöhter Homocysteinspiegel
- + das Antiphospholipid-Syndrom
- + lange Bettruhe
- + längeres Tragen eines Gipsverbands
Erkrankungen
Außerdem können die Aktivitäten der Blutgerinnungsfaktoren auf Dauer erhöht sein. Typische Auslöser dafür sind:
- + entzündliche Darmerkrankungen
- + Rheuma
- + Infektionen
- + Krebserkrankungen
- + Diabetes mellitus Typ 2
- + Übergewicht
- + die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Kortison oder die Antibabypille
Besonders anfällig für die Bildung von Thromben sind die Herzklappen, wenn bei ihnen entzündliche oder degenerative Veränderungen bestehen. Am häufigsten kommt es jedoch durch Vorhofflimmern zur Thrombus-Entstehung im Herzen. Beim Vorhofflimmern läuft der Blutfluss wegen ungünstiger Strömungszustände derart langsam ab, dass sich am linken Herzvorhof ein Blutgerinnsel bildet.
In den Arterien entstehen Thrombosen oftmals durch eine Arterienverkalkung, sodass akute Verschlüsse der Gefäße drohen. Dadurch kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Ebenso ist eine akute Durchblutungsstörung in den Beinen möglich. Bei den Gerinnungsstörungen handelt es sich um eine normale Folgeerscheinung auf die Beeinträchtigungen der Gefäßinnenhaut.
Untersuchung der Blutgerinnung
Eine medizinische Untersuchung der Blutgerinnung muss stattfinden, wenn eine Blutung nach einer Verletzung ungewöhnlich lange andauert. Dabei ist es wichtig, Störungen der Hämostase auszuschließen.
Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt die Kontrolle der Blutgerinnung im Falle von Lebererkrankungen. So zählt die Leber zu den Entstehungsorten der Gerinnungsfaktoren. Eine routinemäßige Überprüfung der Blutgerinnung erfolgt vor einem chirurgischen Eingriff. Dadurch sollen mögliche Blutungsrisiken ausgeschlossen werden.
Eine weitere Option zur Untersuchung der Blutgerinnung stellt die gerinnungshemmende Therapie mit Antikoagulantien wie Warfarin oder Phenprocoumon dar. Dabei wird der Verlauf der Behandlung kontrolliert.
Thrombophilie-Diagnostik
Im Rahmen der Thrombophilie-Diagnostik erfolgen verschiedene Laboruntersuchungen, die zur Klärung von erworbenen oder angeborenen Ursachen für das verstärkte Gerinnen des Blutes dienen. Dazu zählt die Ermittlung folgender Werte:
- Quick-Werts
- der Thrombozytenmenge
- der Thrombinzeit
- der Faktor-VIII-Aktivität
- der partiellen Thromboplastinzeit (PTT)
- des Fibrinogenspiegels
Veränderte Blutgerinnungswerte
Liegen geringfügige Abweichungen bei den Blutgerinnungswerten vor, ist dies normalerweise kein Grund zur Sorge. Besteht jedoch der Verdacht auf eine auslösende Grunderkrankung, finden weitere Untersuchungen zur Abklärung statt.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.
Autor: Daniel Herndler
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