Wie entsteht Bilirubin?
Die Bezeichnung Bilirubin (BIL) setzt sich aus den lateinischen Wörtern „bilis“ (Galle) und „ruber“ (rot) zusammen. Gemeint ist damit ein gelblich-bräunlicher Gallenfarbstoff. In der Natur ist er auch in Tieren und Pflanzen enthalten.
Bilirubin bildet sich beim Abbau von roten Blutkörperchen, die nicht mehr benötigt werden. Im Blut erfolgt seine Anbindung an das Eiweiß Albumin. Dadurch lässt sich das Bilirubin zur Leber transportieren. Bindet sich der Farbstoff an Albumin an, wird er auch als indirektes Bilirubin bezeichnet. Innerhalb der Leber löst sich die Verbindung mit dem Albumin wieder auf. Anschließend bildet sich direktes Bilirubin.
Vom Körper wird das direkte Bilirubin mitsamt der Gallenflüssigkeit in Richtung Darm weitergeleitet, der es zu anderen Farbstoffen wie Sterkobilin und Urobilinogen abbaut. Durch das Sterkobilin erhält der Kot seine typische braune Färbung. Das Urobilinogen gelangt teilweise erneut in die Schleimhaut des Darms, sodass es wiederverwertet wird. Außerdem scheiden die Nieren eine kleinere Menge an Bilirubin aus, wodurch der Urin seine typische gelbliche Färbung erhält.
Störungen durch Erkrankungen
Treten Erkrankungen an den Gallenwegen auf, wie Gallensteine oder Tumore, führt dies zu Abflussstörungen der Gallenflüssigkeit. Das bedeutet, dass sich das Bilirubin nicht mehr komplett über die Gallenwege aus dem Organismus ausscheiden lässt. Dadurch steigt wiederum die Bilirubinkonzentration im Blut an. Darüber hinaus lagert sich der gelbe Farbstoff im Gewebe ab. Bemerkbar macht sich dies durch eine gelbliche Verfärbung von Augenbindehaut und Haut. Die Ärzte sprechen dann von einer Gelbsucht oder Ikterus. Verschließen sich die Gallenwege vollständig, verfärbt sich der Urin dunkel und der Kot hell.
Wann muss der Bilirubinwert bestimmt werden?
Im Rahmen von medizinischen Untersuchungen lässt sich der Bilirubinwert zur Untersuchung von Gallenwegen und Leber bestimmen, um der Ursache für eine Gelbsucht auf die Spur zu kommen. Auch der Verlauf der Behandlung des Ikterus kann durch die Bestimmung des Wertes kontrolliert werden. Dazu bestimmt der Arzt die Konzentration des direkten sowie des kompletten Bilirubins innerhalb des Blutserums.
Ursachen für eine Erhöhung des Bilirubins
Häufigste Auslöser für einen Anstieg des Bilirubins im Blut sind:
- Erkrankungen der Leber
- Störungen des Gallenabflusses wie Gallensteine
- eine zunehmende Zerstörung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
Normalwerte
Der normale Wert für das gesamte Bilirubin beträgt 1,1 mg/dl. Für das direkte Bilirubin liegt er bei 0,25 mg/dl.
Bei neugeborenen Kindern erhöht sich der Bilirubinwert in den ersten Lebenstagen, weil ihre Leber noch nicht vollständig funktioniert. So erreicht er am ersten Tag durchschnittlich 4,0 mg/dl und steigt am zweiten Tag auf 9,0 mg/dl an. Zwischen dem 3. und 5. Tag liegen die Werte bei ca. 13,5 mg/dl.
Was bedeutet ein zu niedriger BL-Wert?
Eine geringe Konzentration an Bilirubin gilt nicht als bedenklich. So hat sie keinerlei Krankheitswert.
Was bedeutet ein erhöhter BL-Wert?
Die roten Blutkörperchen haben in der Regel eine Lebenserwartung von etwa 120 Tagen. Anschließend sorgen Fresszellen in Leber, Milz und Knochenmark für ihren Abbau. Dabei kommt es zum Freiwerden von verschiedenen Stoffen wie Eisen, das wieder zurück ins Knochenmark gelangt, wo es erneut verwertet wird. Auch das Hämoglobin zerfällt in Häm und Globin. Das Häm baut sich dann zu Bilirubin ab und gelangt weiter zur Leber. Dort wird es wasserlöslich gemacht.
Aufgrund unterschiedlicher Einflüsse kann sich der Bilirubinwert erhöhen. Durch seine Anteile wie direktes und indirektes Bilirubin lassen sich oft Rückschlüsse auf die Ursachen des Anstiegs ziehen. Als Auslöser für einen erhöhten Bilirubinwert gelten:
- eine Hämolyse, bei der die Blutkörperchen verstärkt zugrunde gehen
- Störungen des Bilirubinabbaus wie Morbus Meulengracht
- großflächige Verbrennungen
Schädigungen des Lebergewebes
Sowohl das direkte als auch das indirekte Bilirubin steigen an, wenn Schädigungen des Lebergewebes bestehen. Dabei handelt es sich vor allem um:
- Entzündungen der Leber
- Vergiftungen durch Pilze, Alkohol oder Drogen
- Schädigungen der Leberzellen durch Arzneimittel
- Infektionen mit Leptospiren oder Salmonellen
- eine Fettleber
- Leberzirrhose
- Leberkrebs
Stau der Gallenflüssigkeit
Ein Anstieg des direkten Bilirubinwertes ist möglich, wenn sich die Gallenflüssigkeit aufgrund einer Blockade des Gallenabflusses in Richtung Leber staut. Typische Ursachen sind:
- Gallensteine, die den Gallengang verlegen
- Entzündungen, die Verengungen der Gallenwege hervorrufen
- Gallengangstumore
Besteht eine Störung des Gallenabflusses, sprechen die Mediziner von einer Cholestase (Gallenstauung). Dabei liegen neben den erhöhten Bilirubinwerten auch höhere Werte des Gamma-GT (GGT) sowie der alkalischen Phosphatase (AP) vor.
Weitere Ursachen für eine Gelbsucht
Als weitere mögliche Ursachen für eine Gelbsucht infrage kommen:
- ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure
- eine fehlerhafte Bluttransfusion
- Hämoglobinerkrankungen wie eine Sichelzellenanämie oder Thalassämie
- eine Neugeborenengelbsucht, die durch einen Abbau von fetalem Hämoglobin entsteht
Was geschieht bei Veränderungen der Bilirubinwerte?
Liegen im Blut erhöhte Bilirubinwerte vor, ist es wichtig, die Ursache dafür feststellen zu lassen. Sind die Werte leicht erhöht, spricht dies für die erblich bedingte Stoffwechselstörung Morbus Meulengracht, die keinen eigenen Krankheitswert hat. Die Werte werden dann hin und wieder kontrolliert.
Steigt der Wert des Bilirubins stark an, ist es erforderlich, ihn rasch abzusenken. Das bedeutet, dass die Auslöser einer entsprechenden Behandlung unterzogen werden. Bei neugeborenen Kindern findet eine Strahlentherapie statt, die einige Stunden andauert. Bei diesem Verfahren wird ultraviolettes Licht abgegeben. Es besitzt die Eigenschaft, das überschüssige Bilirubin innerhalb der Haut abzubauen. Auf diese Weise verringert sich auch die Bilirubinkonzentration im Blut.
Unterschiedliche Referenzwerte
Die ermittelten Bilirubinwerte können mitunter von einem Labor zum anderen unterschiedlich ausfallen. Ebenso sind Schwankungen ohne Krankheitswert möglich. Im Zweifelsfall sollte der Arzt um Aufklärung gebeten werden.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.
Autor: Daniel Herndler
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